CD-Review: Cats & the Fiddler mit „Come Back To Me“. The New Generation of Bluegrass

2011/06/06 at 17:20 (CD-Besprechung/CD Review) (, , , , , , , , , )

Cats & the Fiddler: Come Back To Me

Cats & the Fiddler – Come Back To Me

Auch wenn die Wiege des Bluegrass in den Appallachen liegt und nach wie vor viele berühmte und ebenso nur lokal bekannte Bands dort ihre Wurzeln und ihre Heimat haben, so hat sich doch diese Musik über die Jahrzehnte weit über den gesamten nordamerikanischen Kontinent ausgebreitet. Und auch in Europa findet diese „unplugged“ gespielte Roots Music immer mehr begeisterte Anhänger.



Nun aber macht ein junges Trio aus Michigan, ganz ohne Appalachen-  und Great Smoky Mountains- Hintergrund, erneut auf sich aufmerksam. Gemeint ist die Gruppee „Cats & the Fiddler“, die mit ihrer schon vierten CD „Come Back To Me“ eine beeindruckende Scheibe geschaffen haben, die das Zeug dazu hat, über den derzeitigen Geheimtip-Status hinauszukommen und alle Bluegrass-Herzen zu entflammen.

Die IBMA-Members „Cats & the Fiddler“ sind die 15-jährigen (auf der CD 14/15-jährig) Twins Shaun und James Richardson sowie ihre gleichaltrige Cousine Carmen Gibes, die seit ihrer frühen Kindheit von ganzem Herzen der Musik verfallen sind und ihre Instrumente aus dem FF beherrschen. Wenn hier von Instrumenten die Rede ist, dann heißt das, daß sie alle Multiinstrumentalisten sind. Shaun brilliert sowohl auf der Gitarre, der Mandoline als auch auf der Fiddel. Carmen spielt Banjo und Gitarre und ist neben ihrem Cousin als Leadsängerin zu hören. James untermalt mit seinem Kontrabass alles mit Verve und ist mittlerweile zum ausdrucksstarken Sänger der Band herangereift.



Cats & the Fiddler in Waterford/MI, Foto: Hanno Borchert

Schon mit ihrer vorherigen Scheibe „Road To Nashville“ machten die damals noch 13-jährigen Kids klar, daß ihnen der Bluegrass geradezu in die Wiege gelegt worden ist. Sie begeisterten den Hörer nicht nur mit einer für das Alter unglaublichen Fingerfertigkeit auf ihren Instrumenten sondern gleichwohl auch mit der Art ihrer Darbietung, welche ein tiefes Gefühl für die Musik so wie Beseeltheit und Spiritualität vermittelte. All das hat sich mit dem neuen Werk „Come Back To Me“ noch weiter entwickelt und noch klarere Konturen bekommen.



Acht der dreizehn Songs sind eigene Kompositionen, welche, ebenso wie die übrigen 5 Coverversionen, mit fesselnden Arrangements und inhaltlich aussagekräftigen Texten aufwarten. Von diesen besticht insbesondere der ursprünglich von Paul Norris  und Gene Nelson komponierte Countrysong „Eighteen Wheels and A Dozen Roses“. Die Cats machen daraus frisch und frech einen echten Bluegrassong mit Drive. Mit „Very Last Day“ haben die Kids einen Song von Paul Stokey und Peter Yarrow aufgegriffen, den der eine oder andere vielleicht in der Version von „Peter, Paul & Mary“ her kennt und mit dem „Tag des Gerichts“ ein biblisches Motiv aus der „Offenbarung“ des NT aufgreift. 
Das eine junge Nachwuchsgruppe sich von einem Song mit christlichem Hintergrund inspiriert fühlt, mag nur hier in Deutschland eventuell überraschen und irritieren, nicht jedoch in Amerika. Dort ist das tägliche Leben wesentlich stärker vom Glauben an Jesus Christus durchdrungen als hier und der Bluegrass ist meines Erachtens nach ohne diesen christlichen Bezug gar nicht denkbar.



Natürlich fällt das Hauptaugenmerk auf die von den Bluegrass-Youngsters selbst geschriebenen Songs. Und da fällt es schwer, überhaupt einen Song besonders hervorzuheben. Ich wage es trotzdem einmal und greife drei Songs aus dem Newcomerwerk heraus. Mit „Old Noah“ wird erneut der Bezug zur Bibel hergestellt und die Geschichte von Noah aus dem Alten Testament erzählt. Dieser Song war es, der einen großen Traum der Kids wahr werden ließ und sie auf die Bühne im Convention Center in Nashville während der  IBMA-Showcases brachte. Die Jury des Songwriter-Nachwuchswettbewerbs fand Melodie, Text und Interpretation so gut, daß die Cats nach Nashville eingeladen wurden.


Mit „Come Back To Me“ ist den Teens eine wundervolle und herzergreifende Ballade gelungen, die einen nicht so schnell wieder losläßt.  Leider kann hier nur der Text wiedergegeben werden. Doch wer die Lyrik von „Come Back To Me“ gelesen hat weiß sofort, daß die Musik dazu eigentlich nur wundervoll sein kann. …



Come Back To Me


Ma father´s firm arms embraced me
Those summer days when I learned to ride a bike
The gravel of his voice, when he said he loved me so
I miss it now since the day he had to go

He took me by the hand and told me
I want to take you every place your heart desires
The look in his eyes, it spoke to my heart
Just like he looked at me before his depart

Refrain
Please, please come back to me. And not only in my dreams
But in my life that seeks out to find you, I want to relive our memories
Tell me where you are in the tremor of the war
I call out to you, come back to me

I wake up every night with a nightmare
Of when he said it was his duty to fight
I asked my father why with a tear in my eye
this tender smile was his only reply

Refrain
I count those days, those endless days, until I see your face in the door
Without a gun or uniform, home for everymore

Refrain

„Breakaway“ wiederum ist ein schwungvoll-virtuoser Instrumentaltitel, der im Zwischenspiel leicht Jazzy daherkommt und so voller Spielfreunde steckt. …



Die Band bricht oft aus üblichen Bluegrassklischees aus und ist damit sehr zeitgemäß aber gleichwohl traditionsbewußt und voller Authentizität. Die Teenager brauchen sich wahrlich mit keiner Note vor den älteren und erfahreneren Musikerkollegen verstecken. Und das tun sie auch nicht. So haben sie beispielsweise schon zusammen mit Rhonda Vincent auf der Bühne gestanden oder spielten auf dem bekannten Szenefestival in Owensborow/Kentucky. Diese Disc spiegelt nicht nur die musikalische Reife wieder, die ihrem Alter Lügen straft sondern auch ihre religiöse Verbundenheit mit Jesus Christus und ihr (nicht nur) kulturelles Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Land. 

Und so möchte ich hier mit den so treffenden Worten des bekannten Musikjournalisten und Kulturkritikers Greil Marcus schließen, der in seinem Buch „Invisible Republic. Bob Dylan´s Basement Tapes“ schrieb: „ Egal, von wem oder was man sich inspirieren ließ, der Lehm, aus dem man sich formte, mußte immer klar zu erkennen sein: „Es mußte die unverfälschte, rote Erde Amerikas sein“. 



Hanno Borchert


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Cats & the Fiddler bei You Tube: http://www.youtube.com/user/richardsonbrothers

Die CD-Review „Road To Nashville – Cats & the Fiddler“ findet ihr hier auf diesem Blog.

Zum Abschluß noch ein Video, auf dem Shaun Richardson von den Cats & the Fiddler zusammen mit Josh Williams im Convention Center von Nashville jammt.

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